Entwicklung der Krankenhäuser anhand aktueller Vergleichszahlen aus dem BPG-Krankenhausbetriebsvergleich 2015
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Dipl.-Kfm. Jürgen Groteschulte
Wirtschaftsprüfer / Steuerberater
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Umsätze und Jahresergebnisse der Krankenhäuser sind im Jahresvergleich zwar leicht gestiegen, dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland angespannt. Die wesentlichen Ursachen hierfür sind die aufgrund der verschiedenen Gesundheitsreformen der letzten Jahre zunehmend knapper gewordenen finanziellen Ressourcen, die demographische Entwicklung mit einer wachsenden Zahl an älteren Menschen und Langzeitkranken, die kostenbedingte und politisch bestimmte Verschiebung von stationärer zu ambulanter Behandlung sowie der zunehmende Fachkräftemangel. Im Rahmen des Krankenhausstrukturgesetzes wurde zudem die Qualität der Krankenhausleistungen als Vergütungskriterium eingeführt. Daher ist es für die Krankenhäuser wichtig, die eigene Marktposition im Wettbewerb zu kennen. Mit dem sog. Benchmark wird die eigene aktuelle Situation objektiv und zuverlässig anhand von Leistungs- und Kostenentwicklungen mit den Zahlen der Wettbewerber verglichen.
Seit Jahren erstellen wir einen Krankenhausbetriebsvergleich. Die Datenbasis bilden dabei die durch uns geprüften Jahresabschlüsse von rd. 60 Krankenhäusern. Es handelt sich um Krankenhäuser aus insgesamt sieben Bundesländern, wobei nordrhein-westfälische und niedersächsische Häuser den Schwerpunkt bilden.
Die nunmehr vorliegenden Zahlen bestätigen die ersten Einschätzungen der wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser aus den durchgeführten Prüfungen und Aufsichtsratssitzungen. Viele Krankenhäuser befinden sich unverändert in einer wirtschaftlich schwierigen Situation.
Die im Betriebsvergleich einbezogenen Krankhäuser haben zwischen 12 und 1.268 Planbetten. Ein Teil der Krankenhäuser verfügt darüber hinaus über psychiatrische Abteilungen bzw. sind reine Psychiatrien, so dass wir auch aus diesem Bereich einige ausgesuchte Kennzahlen darstellen werden.
Als statistisches Maß wird der Median verwendet. Der Median (bzw. Zentralwert) halbiert in der Statistik eine Verteilung, d. h. 50 % der Werte der Verteilung sind größer bzw. kleiner als der Median. Er ist gegenüber Ausreißern (extrem abweichenden Werten) deutlich robuster und daher aussagekräftiger als das arithmetische Mittel.
Die so ermittelten Werte werden in Schlussbesprechungen bzw. Jahresabschlusspräsentationen verwendet, um vergleichszahlenbasierte Aussagen zur Entwicklung des jeweiligen Krankenhauses tätigen zu können. Trendaussagen zur Entwicklung aller Einrichtungen im Jahr 2015 leiten wir aus dem Vergleich der Kennzahlen mit den Vorjahreswerten ab.
Der BPG-Krankenhausbetriebsvergleich 2015 umfasst u.a. die Leistungsdaten und Kennzahlen der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Krankenhäuser sowie diverse Auswertungen zum Personalaufwand. Anhand des Betriebsvergleichs lassen sich Trendanalysen und langjährige Entwicklungen aufzeigen, die wir Ihnen anhand einiger ausgesuchter Kennzahlen darstellen wollen.
Leistungsstruktur und -entwicklung
Der Case-Mix-Index (CMI) beschreibt die durchschnittliche Schwere der stationären Fälle gemessen an einer Skala, die dem Gesamt-Ressourcenaufwand entspricht. Der Median unserer Vergleichshäuser liegt im Jahr 2015 mit 0,929 unter dem Wert der letzten beiden Jahre.
Auch bei der Verweildauer ist mit 6,65 Tagen keine große Abweichung zu den Vorjahren festzustellen.
Die Auslastung schwankte in den vergangenen fünf Jahren zwischen 77,5 % im Jahr 2011 und 77,9 % im Jahr 2015 und ist gegenüber dem Vorjahr wieder leicht rückläufig.
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die beschriebenen Kennzahlen:
Immer mehr Krankheiten, die früher einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten, können und sollen heute ambulant behandelt werden. Auch in den von uns geprüften Krankenhäusern gewinnt der ambulante Bereich immer stärker an Bedeutung. Setzt man die ambulanten Erlöse in Relation zu den gesamten Erlösen des Krankenhauses ergibt sich für das Jahr 2015 ein Anteil von 4,3 %; für das Jahr 2014 betrug der Wert 4,1 %.
Personalkennzahlen
Der Personalaufwand stellt im Krankenhaus mit rund 66 % naturgemäß den größten Anteil an den Gesamtkosten dar.
Seit Einführung des DRG-Systems können die Vollkräftezahlen für die verschiedenen Dienstarten in einer aussagekräftigen Relation zur Leistung, d.h. zu den Case-Mix-Punkten dargestellt werden.
Die Entwicklung der letzten fünf Jahre für die wichtigsten Dienstarten sowie für eine Vollkraft insgesamt wird anhand folgender Tabelle deutlich:
Für den ärztlichen Dienst ergab sich in den letzten fünf Jahren ein Rückgang der CM-Punkte je Vollkraft von insgesamt 3,7 %. Nach den Eckdaten der Krankenhausstatistik der Deutschen Krankenhausgesellschaft wurde das ärztliche Personal in den deutschen Krankenhäusern im Jahresvergleich 2014 – 2015 um 2,4 % aufgestockt; die Anzahl der Case-Mix-Punkte je Vollkraft im ärztlichen Dienst reduzierte sich in unseren Krankenhäusern von 2014 auf 2015 ebenfalls um 2,4 %.
Beim Pflegedienst lag die Kennzahl mit 72,3 CM-Punkte je Vollkraft um 0,8 % leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Über den Fünfjahreszeitraum ist hier eine Steigerung von 5,1% zu beobachten.
Insgesamt ergibt sich je Vollkraft für das Jahr 2015 mit 27,2 Case-Mix-Punkten ein Wert, der leicht unter dem des Vorjahres liegt, aber identisch ist mit dem Wert von vor fünf Jahren.
Der Aufwand je Vollkraft hat sich im selben Zeitraum wie folgt entwickelt:
Über alle Dienstarten hinweg nahm der Aufwand je Vollkraft von 2011 bis 2015 um 12,2 % zu. Für eine ärztliche Vollkraft lag der Anstieg der Aufwendungen im selben Zeitraum bei 15,2 %, eine Pflegekraft verdiente 9,7 % mehr. Die Kennzahl für Mehrarbeit (Urlaubs- und Überstundenrückstellungen) ist im Vorjahresvergleich geringfügig um 0,5 % gesunken und liegt bei 1.860 EUR je Vollkraft.
Die Personalaufwendungen werden durch die Tarifabschlüsse auch im Jahr 2016 weiter steigen. Diese Mehraufwendungen können nur zum Teil über den höheren Landesbasisfallwert 2016 und der im Krankenhausstrukturgesetz – KHSG vorgesehenen Tarifausgleichsrate refinanziert werden.
Erfolgskennzahlen
Eine aussagekräftige Kennzahl für die Ertrags- und Selbstfinanzierungskraft eines Krankenhauses ist der Brutto-Cashflow in Relation zum Umsatz. Ausgangspunkt für den Brutto-Cashflow ist das Jahresergebnis, das im Wesentlichen um die nicht zahlungswirksamen eigenfinanzierten Abschreibungen sowie Veränderungen im Bereich der langfristigen Rückstellungen bereinigt wird.
Die Übersicht zeigt, dass die Krankenhäuser aus unserem Betriebsvergleich in den vergangenen fünf Jahren einen positiven Brutto-Cashflow erwirtschaften konnten, d.h. von 100 EUR Umsatz standen nach Abzug der laufenden Aufwendungen (im Wesentlichen Personal- und Sachaufwendungen) zwischen 1,50 EUR und 3,20 EUR für eigenfinanzierte Investition oder Darlehenstilgungen zur Verfügung. Somit ist auch im Jahr 2015 kein Geld aus der laufenden Geschäftstätigkeit abgeflossen.
Die oben aufgeführten Kennzahlen zeigen eine relativ konstante Ergebnisbelastung durch eigenfinanzierte Abschreibungen und Zinsen. Im Durchschnitt müssen 1,48 % vom Umsatz für eigenfinanzierte Abschreibungen und 0,44 % für eigenfinanzierte Zinsaufwendungen aufgewendet werden – Umsatz, der im dualen Finanzierungssystem grundsätzlich zur Finanzierung von Betriebskosten, d.h. von Personal- und Sachaufwendungen zur Verfügung stehen sollte.
Studien zufolge ist ein Hauptgrund für die wirtschaftliche Schieflage und die damit zusammenhängende schwache Investitionsfähigkeit vieler Krankenhäuser die unzureichende Investitionsförderung durch die Bundesländer. So belasten zum einen eigenfinanzierten Investitionen das Betriebsergebnis, zum anderen können zum Teil dringend notwendige Investitionen nicht durchgeführt werden.
Psychiatrische Kennzahlen
Die durchschnittliche Verweildauer in den von uns geprüften psychiatrischen Kliniken lag im Jahr 2015 bei 23,2 Tagen. Dabei muss erwähnt werden, dass die Verweildauer in den einzelnen Häusern eine deutliche Differenzierung aufweist. So lagen die Verweildauern zwischen 16 und 36 Tagen. Diese erhebliche Bandbreite ist auch bei den Erträgen je Fall mit im Minimum 3.306 EUR und im Maximum 8.783 EUR festzustellen. Diese Bandbreiten resultieren im Wesentlichen aus sich stark unterscheidenden Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden.
Kennzahlen zur Vermögens- und Finanzlage
Aus dem Bereich der Vermögens- und Finanzlage möchten wir Ihnen folgende ausgewählte Kennzahlen darstellen:
Die Eigenkapitalquoten der Krankenhäuser liegt im Jahr 2015 mit 68,9 % nach geringeren Werten in den Jahren 2013 und 2014 in etwa wieder auf dem Niveau von 2011.
Nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2012 stieg der Deckungszeitraum der Liquiditätsreserve in den drei Folgejahren wieder an und liegt mit 43 Tagen über dem Wert von vor fünf Jahren; insgesamt kann von einer leichten Entspannung in diesem Bereich gesprochen werden.
Die Debitorenreichweite ging nochmals leicht zurück; insgesamt sind im Fünf-Jahres-Vergleich nur geringe Veränderungen festzustellen.
Zusammenfassung
Insgesamt zeigen die Zahlen des Betriebsvergleichs, dass sich die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser leicht verbessert hat. Dennoch konnten viele Krankenhäuser im abgelaufenen Geschäftsjahr keinen Jahresüberschuss erwirtschaften. Aufgrund der unzureichenden Investitionsförderung durch die Bundesländer müssen die Krankenhäuser jedoch Überschüsse erzielen, um so erforderliche Investitionen finanzieren zu können.
So müssen Krankenhäuser weiterhin versuchen, die stationären und ambulanten Erlöse zu steigern, die Ausgaben für den medizinischen Sachbedarf zu optimieren und eine Reduktion der Personalkosten zu erreichen.
Das im November 2015 beschlossene Krankenhausstrukturgesetz – KHSG zielt u.a. auf die Weiterentwicklung der qualitativen Standards der Krankenhausversorgung, die Begleitung und Unterstützung des Umstrukturierungsprozesses im Krankenhausbereich sowie auf die Sicherung der Betriebskostenfinanzierung der Krankenhäuser ab. Nach den Worten von DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum verbessert die Reform zwar die Finanzierung der Krankenhäuser, aber mit der Qualität als Kündigungsgrund oder Vergütungsminderungsgrund und als Wettbewerbsbeschleuniger entsteht ein neues, großes Gefahrenpotential.
Anstehende Veränderungen lassen sich im Spannungsfeld steigender Erwartungen an eine qualitative Leistungserbringung und eine durch Einsparungen geprägte Aufgabenerfüllung nur mit ganzheitlichen Ansätzen bewältigen. Eine Organisationsentwicklung muss daher sowohl die Aufbau- als auch die Ablauforganisation sowie die qualitative und quantitative personelle Besetzungen berücksichtigen.
Mit Unterstützung der BPG Unternehmensberatung, die über vielseitige Kompetenzfelder im Bereich des Personalmanagements verfügt, können in vielen Krankenhäusern durch verbesserte Prozessabläufe effektivere und effizientere Personalstrukturen geschaffen werden.
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