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BPG Krankenhausbetriebsvergleich 2014

Entwicklung der Krankenhäuser anhand aktueller Vergleichszahlen aus dem BPG-Krankenhausbetriebsvergleich 2014

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Dipl.-Kfm. Jürgen Groteschulte
Dipl.-Kfm. Jürgen Groteschulte
Wirtschaftsprüfer / Steuerberater
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Entwicklung der Krankenhäuser anhand aktueller Vergleichszahlen aus dem BPG-Krankenhausbetriebsvergleich 2014

Krankenhäuser bewegen sich seit Jahren in einem schwierigen Umfeld. Ursachen für den steigenden wirtschaftlichen Druck sind u.a. die Kürzung von Investitionsfördermitteln und der von der Politik erklärte Wille zum Abbau von Planbetten. Der immer stärker werdende Wettbewerb um Patienten und Mitarbeiter bei gleichzeitig nicht ausreichend refinanzierten Tariferhöhungen erschweren die Situation vieler Krankenhäuser zusätzlich. Aktuell rückt die Qualität der Krankenhausleistungen mit geplanten Zu- und Abschlägen immer stärker in den Fokus. In diesem Umfeld gewinnt der sog. Benchmark, mit dessen Hilfe die eigene Marktposition im Wettbewerb besser zu erkennen ist und Leistungs- und Kostenentwicklungen abgebildet werden können, immer stärker an Bedeutung.

Seit Jahren erstellen wir einen Krankenhausbetriebsvergleich. Die Datenbasis bilden dabei die durch uns geprüften Jahresabschlüsse von rd. 60 Krankenhäusern. Es handelt sich um Krankenhäuser aus insgesamt acht Bundesländern, wobei nordrhein-westfälische und niedersächsische Häuser den Schwerpunkt bilden. Die nunmehr vorliegenden Zahlen bestätigen die ersten Einschätzungen der wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser aus den durchgeführten Prüfungen und Aufsichtsratssitzungen. Viele Krankenhäuser befinden sich unverändert in einer wirtschaftlich schwierigen Situation.

Die im Betriebsvergleich einbezogenen Krankhäuser haben zwischen 12 und 1.187 Planbetten. Ein Teil der Krankenhäuser verfügt darüber hinaus über psychiatrische Abteilungen bzw. sind reine Psychiatrien, so dass wir auch aus diesem Bereich einige ausgesuchte Kennzahlen darstellen werden.

Als statistisches Maß wird der Median verwendet. Der Median (bzw. Zentralwert) halbiert in der Statistik eine Verteilung, d. h. 50 % der Werte der Verteilung sind größer bzw. kleiner als der Median. Er ist gegenüber Ausreißern (extrem abweichenden Werten) deutlich robuster und daher aussagekräftiger als das arithmetische Mittel. Die so ermittelten Werte werden in Schlussbesprechungen bzw. Jahresabschlusspräsentationen verwendet, um vergleichszahlenbasierte Aussagen zur Entwicklung des jeweiligen Krankenhauses tätigen zu können. Trendaussagen zur Entwicklung aller Einrichtungen im Jahr 2014 leiten wir aus dem Vergleich der Kennzahlen mit den Vorjahreswerten ab.

Der BPG-Krankenhausbetriebsvergleich 2014 umfasst u.a. die Leistungsdaten und Erfolgskennzahlen der Krankenhäuser sowie diverse Auswertungen zum Personalaufwand. Anhand des Betriebsvergleichs lassen sich Trendanalysen und langjährige Entwicklungen aufzeigen, die wir Ihnen anhand einiger ausgesuchter Kennzahlen darstellen wollen.

Leistungsstruktur und -entwicklung

Der Case-Mix-Index (CMI) beschreibt die durchschnittliche Schwere der stationären Fälle gemessen an einer Skala, die dem Gesamt-Ressourcenaufwand entspricht. Der Median unserer Vergleichshäuser liegt im Jahr 2014 mit 0,938 geringfügig unter dem Wert des Vorjahres und seit fünf Jahren mit geringen Abweichungen in etwa um diesen Wert. Die Verweildauer bewegt sich mit 6,77 Tagen auf dem Niveau der letzten drei Jahre. Signifikante Verweildauerreduzierungen lassen sich – anders als in den Anfangsjahren nach DRG-Einführung – nicht mehr feststellen. Die Auslastung schwankte in den vergangenen fünf Jahren zwischen 76,4 % im Jahr 2010 und 80,6 % im Jahr 2014.

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die beschriebenen Kennzahlen:

 

2014

2013

2012

2011

2010

Case-Mix-Index

0,938

0,939

0,920

0,934

0,928

durchschnittliche Verweildauer in Tagen

6,77

6,70

6,77

7,01

7,03

Auslastungsgrad in %

80,6

77,8

78,0

77,5

76,4

Auch der ambulante Bereich gewinnt in unseren Krankenhäusern immer stärker an Bedeutung. Wir haben erstmals die ambulanten Erlöse in Relation zu den gesamten Erlösen des Krankenhauses gesetzt. Danach ergab sich ein Anteil von 4,1 %.

Personalkennzahlen

Der Personalaufwand stellt im Krankenhaus mit rund 65 % naturgemäß den größten Anteil an den Gesamtkosten dar. Seit Einführung des DRG-Systems können die Vollkräftezahlen für die verschiedenen Dienstarten in einer aussagekräftigen Relation zur Leistung, d.h. zu den Case-Mix-Punkten dargestellt werden.

Die Entwicklung der letzten fünf Jahre für die wichtigsten Dienstarten sowie für eine  Vollkraft insgesamt wird anhand folgender Tabelle deutlich:

 

2014

2013

2012

2011

2010

Case-Mix-Punkte je Vollkraft

 

 

 

 

 

- ärztlicher Dienst

152,3

154,2

155,9

154,3

166,0

- Pflegedienst

72,9

71,3

69,5

68,8

64,5

- Vollkraft gesamt

27,7

27,5

28,5

27,2

26,6

Insgesamt entfallen auf eine Vollkraft im Jahr 2014 0,7 % mehr Case-Mix-Punkte als im Vorjahr; im Vergleich zum Jahr 2010 sind es jedoch 4,1 % mehr Case-Mix-Punkte. Beim ärztlichen Dienst ist ein Rückgang der Kennzahl um 1,2 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. In den letzten fünf Jahren schwankte die Kennzahl zwischen 166,0 CM-Punkte je Vollkraft im Jahr 2010 und 152,3 CM-Punkte je Vollkraft im Jahr 2014. Über den Fünfjahreszeitraum ist in diesem Bereich ein Rückgang von 8,3 % zu verzeichnen. Beim Pflegedienst lag die Kennzahl mit 72,9 CM-Punkte je Vollkraft wiederum um 2,2 % leicht über dem Niveau des Vorjahres. Über den Fünfjahreszeitraum ist hier eine Steigerung von 13,0 % zu beobachten.

Der Aufwand je Vollkraft hat sich im selben Zeitraum wie folgt entwickelt:

 

2014

2013

2012

2011

2010

Aufwand je Vollkraft in TEUR

 

 

 

 

 

- ärztlicher Dienst

124,8

123,6

114,3

108,6

105,4

- Pflegedienst

54,4

53,7

52,2

51,5

48,9

- Vollkraft gesamt

67,4

66,5

62,9

61,4

59,5

Über alle Dienstarten hinweg nahm der Aufwand je Vollkraft von 2010 bis 2014 um 13,2 % zu. Für eine ärztliche Vollkraft lag der Anstieg der Aufwendungen im selben Zeitraum bei 18,4 %, eine Pflegekraft verdiente 11,3 % mehr. Die Kennzahl für Mehrarbeit (Urlaubs- und Überstundenrückstellungen) ist im Vorjahresvergleich um 11,3 %  gesunken und liegt bei 1.870 EUR je Vollkraft. Vergleicht man den Anstieg der Aufwendungen je Vollkraft von 13,2 % für die Jahre von 2010 bis 2014 mit dem Anstieg des Landesbasisfallwertes im selben Zeitraum (z.B. für NRW 7,6 %) zeigt sich, dass sich eine Refinanzierung nur über eine gesteigerte Arbeitsintensität realisieren lässt. Die Personalaufwendungen werden durch die Tarifabschlüsse auch im Jahr 2015 weiter steigen. Diese Mehraufwendungen können nur zum Teil über den höheren Landesbasisfallwert 2015 refinanziert werden.

Erfolgskennzahlen

Eine aussagekräftige Kennzahl für die Ertrags- und Selbstfinanzierungskraft eines Krankenhauses ist der Brutto-Cashflow in Relation zum Umsatz. Ausgangspunkt für den Brutto-Cashflow ist das Jahresergebnis, das im Wesentlichen um die nicht zahlungswirksamen eigenfinanzierten Abschreibungen sowie Veränderungen im Bereich der langfristigen Rückstellungen bereinigt wird.

 

2014

2013

2012

2011

2010

Brutto-Cashflow in % vom Umsatz

2,8

1,4

1,3

1,5

2,9

eigenmittelfinanzierte Abschreibungen

 

 

 

 

 

 in % vom Umsatz

1,46

1,48

1,45

1,43

1,42

eigenmittelfinanzierte Zinsaufwendungen

 

 

 

 

 

 in % vom Umsatz

0,53

0,56

0,40

0,34

0,33

Die Übersicht zeigt, dass die Krankenhäuser aus unserem Betriebsvergleich in den vergangenen fünf Jahren einen positiven Brutto-Cashflow erwirtschaften konnten, d.h. von 100 EUR Umsatz standen nach Abzug der laufenden Aufwendungen (im Wesentlichen Personal- und Sachaufwendungen) zwischen 1,30 EUR und 2,90 EUR für eigenfinanzierte Investition oder Darlehenstilgungen zur Verfügung. Somit ist auch im Jahr 2014 noch kein Geld aus der laufenden Geschäftstätigkeit abgeflossen. Die oben aufgeführten Kennzahlen zeigen eine relativ konstante Ergebnisbelastung durch eigenfinanzierte Abschreibungen und Zinsen. Im Durchschnitt müssen 1,46 % vom Umsatz für eigenfinanzierte Abschreibungen und 0,53 % für eigenfinanzierte Zinsaufwendungen aufgewendet werden - Umsatz, der im dualen Finanzierungssystem grundsätzlich zur Finanzierung von Personal- und Sachaufwendungen zur Verfügung stehen sollte. Gerade bei den Klinikinvestitionen kommen aber viele Bundesländer ihrer Verantwortung seit Jahren nicht mehr nach, kritisierten DKG, GKV-Spitzenverband und PKV-Verband. So ist das Verhältnis der öffentlichen Fördermittel zu den Krankenhausausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung von rund 25 % Anfang der 70er Jahre auf aktuell unter vier Prozent im Jahr 2014 gesunken. Damit ist ein historischer Tiefstand erreicht.

Psychiatrische Kennzahlen

 

2014

2013

2012

2011

2010

durchschnittliche Verweildauer in Tagen

23,4

22,4

22,3

22,7

23,1

Ertrag je Fall in EUR

5.519

5.454

5.260

5.179

5.101

Die durchschnittliche Verweildauer in den von uns geprüften psychiatrischen Kliniken lag im Jahr 2014 bei 23,4 Tagen. Dabei muss erwähnt werden, dass die Verweildauer in den einzelnen Häusern eine deutliche Differenzierung aufweist. So lagen die Verweildauern zwischen 15 und 36 Tagen. Diese erhebliche Bandbreite ist auch bei den Erträgen je Fall mit im Minimum 3.142 EUR und im Maximum 8.432 EUR festzustellen. Diese Bandbreiten resultieren im Wesentlichen aus sich stark unterscheidenden Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden.

Kennzahlen zur Vermögens- und Finanzlage

Aus dem Bereich der Vermögens- und Finanzlage möchten wir Ihnen folgende ausgewählte Kennzahlen darstellen:

 

2014

2013

2012

2011

2010

Eigenkapitalquote (einschl. SoPo) in %

67,4

66,5

69

68,7

70,5

Deckungszeitraum der

 

 

 

 

 

Liquiditätsreserve in Tagen

32

22

19

35

46

Debitorenreichweite in Tagen

46

48

49

46

48

Auffällig ist, dass die Krankenhäuser in unserem Betriebsvergleich mit 67,4 % eine deutlich bessere Eigenkapitalquote aufweisen als die Krankenhäuser im Bundesdurchschnitt (ca. 60 %). Nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2012 stieg der Deckungszeitraum der Liquiditätsreserve in den beiden Folgejahren wieder leicht an. Mit einem Deckungszeitraum von 32 Tagen kann aber unverändert von einer angespannten bzw. knappen Liquiditätsreserve gesprochen werden. Im Bereich der Debitorenreichweite waren in den Jahren 2010 bis 2014 nur geringe Veränderungen festzustellen.

Zusammenfassung

Insgesamt zeigen die Zahlen des Betriebsvergleichs, dass sich die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser aufgrund der Rahmenbedingungen (geringe Investitionsförderung, Tarifentwicklung, Mehrleistungsabschläge, Entwicklung des Landesbasisfallwertes, steigender Wettbewerb um Patienten und Mitarbeiter) unverändert schlecht darstellt. Die Zahlen machen auch deutlich, dass in den vergangenen Jahren Mehrleistungen und Effizienzsteigerungen Mehrkosten aus der tariflichen Entwicklung sowie Sachkostensteigerungen insgesamt nicht ausgleichen konnten. Aktuelle Entwicklungen bei den Tarifabschlüssen und den gesetzlichen Vorgaben zu den Mehrleistungsabschlägen werden diese Situation voraussichtlich noch verschärfen. Viele Krankenhäuser haben ihr Budget in den Jahren 2013 und 2014 nicht erreicht und zum Teil deutlich negative Betriebsergebnisse ausgewiesen.

Mit negativen Betriebsergebnissen rückt das Thema "Krankenhaussanierung" unweigerlich immer stärker in den Vordergrund. Auf der 7. DKM-Krankenhauskonferenz im Mai letzten Jahres formulierte Herr Dr. Michael Philippe von den Sana Kliniken AG u.a. folgende Thesen für eine erfolgreiche Krankenhaussanierung:

  • Cash geht vor EBITDA und
  • Kostenmanagement geht vor "Erlösphantasie"

Vor diesem Hintergrund rückt nach Jahren der Mehrleistungen ein effektives Kostencontrolling wieder verstärkt in den Fokus der Krankenhäuser. Die weitere Optimierung des Personaleinsatzes sowie der Betriebs- und Organisationsabläufe sind unbedingt notwendig, um nichtrefinanzierte Kostensteigerungen auffangen zu können.

Ein weiteres großes Thema ist – nach Einschätzung vieler Experten – der unaufhaltsame und sich immer stärker abzeichnende Einfluss des demographischen Wandels gerade auf dem Krankenhaussektor. Schon ab dem Jahr 2020 ist jeder fünfte Patient älter als 80 Jahre und jeder zweite Mitarbeiter älter als 50 Jahre. Nach Einschätzung des RWI Essen (Krankenhaus Rating Report 2015) werden insbesondere im ärztlichen Bereich neue Wege beschritten werden müssen. Seit dem Jahr 2013 entfallen mit 31 % erstmals der größte Teil der Personalkosten von Krankenhäusern nicht mehr auf den Pflegedienst, sondern auf den ärztlichen Dienst. Dieser immer weiter steigende Anteil wird die Krankenhäuser mittelfristig dazu zwingen, ärztliche Tätigkeiten stärker zu delegieren und zu substituieren.

Mit Unterstützung der BPG Unternehmensberatung, die über vielseitige Kompetenzfelder im Bereich des Personalmanagements verfügt, können in vielen Krankenhäusern durch verbesserte Prozessabläufe effektivere und effizientere Personalstrukturen geschaffen werden.

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Dipl.-Kfm. Jürgen Groteschulte
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